Zellstoff und Wald-Zerstörung
Was hat der Wolf mit dem Toilettenpapier zu tun? Was die Tanne mit dem Taschentuch? Auf den ersten Blick wohl recht wenig – auf den zweiten Blick erschreckend viel! Der Wolf ist gerade erst in Europa zurück und schon wird ihm das Leben wieder schwer gemacht. Dabei ist es bei Weitem nicht nur die ablehnende Haltung vieler Menschen dem scheuen Raubtier gegenüber, sondern vor allem auch sein immer weiter schwindender Lebensraum. Nicht nur für Wolf, Bär und zahlreiche andere Kreaturen könnte dieser Umstand in naher Zukunft lebensbedrohlich werden. Auch der Klimawandel wird dadurch negativ beeinflusst.
Die Anlage von Palmölplantagen ist ein Grund für die Abholzung weiter Regenwaldflächen in Südamerika und Asien. Das ist seit langem bekannt und Verbraucher achten zunehmend auf Produkte ohne das zu Recht in Verruf geratene Öl. Weniger bekannt ist, dass auch die borealen Wälder unter der rücksichtslosen Abholzung leiden.
Als boreale Zonen oder boreale Wälder werden die neun bewaldeten Ökozonen der nördlichen Erdhalbkugel bezeichnet, deren Ausdehnungen sich grösstenteils mit der kaltgemässigten Klimazone in Nordamerika, Europa und Asien decken. Sie nehmen etwa 13 % der Landfläche der Erde ein und werden landschaftstypisch in boreale Nadelwälder (Kiefer, Fichte, Lärche, Tanne aber auch Erle, Pappel, Weide Birke), Moore und Waldtundren eingeteilt. Insbesondere in den Nadelwäldern und Mooren ist die Artenvielfalt von Tieren wegen der mangelnden Nahrungsvorkommen eher gering. Dennoch sind die borealen Zonen Heimat vieler bedrohter Vogel- und Reptilienarten, Marder, Vielfrasse, Luchse, Elche, Braunbären und Wölfe.
Aufgrund des für den Menschen unwirtlichen Klimas werden die borealen Zonen trotz der vorkommenden Bodenschätze eher wenig ausgebeutet. Eine Bedrohung ist aber der zunehmende Holzeinschlag und die Rodung weiter Flächen der Wälder.
Die Misch- und Nadelwälder der borealen Zonen sind ebenso wie die Regenwälder natürliche Kohlendioxidspeicher. Wird dieses durch Rodung und aufgebrochene Erde freigesetzt, so gelang es in die Atmosphäre und treibt die Klimaerwärmung voran. Zusätzlich entfallen durch den Kahlschlag Bäume, die Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen und in Sauerstoff umwandeln. Ein einzelner Laubbaum benötigt bis zu 100 Jahren zum Wachsen. In wenigen Sekunden liegt er gefällt am Boden. Ihn zu ersetzen würde die Pflanzung Hunderter Jungbäume erfordern. Der Erhalt dieser Zonen ist für die Biodiversität und zur Eindämmung des Treibhauseffekts enorm wichtig.
Erschreckend ist neben dem Verlust an wertvollen, natürlich gewachsenen Flächen auch der Umstand, dass auf Umweltschutzlabels (wie man sie im Kaufhaus auf den Verpackungen der Papierprodukte findet) wenig bis kein Verlass ist für einen verantwortungsvollen Abbau. Selbst Rohstoffe für Produkte, die für die nachhaltige Holzwirtschaft zertifiziert sind, stammen oft aus den letzten Naturwäldern Schwedens.
Umweltschutz-Organisationen kritisieren daher seit langem die rücksichtslose Zerstörung dieser Wälder und auch die schwedische Regierung selbst hat ihre Wälder als schutzbedürftige Zonen ausgewiesen. Unter gesetzlichem Schutz aber stehen sie nicht. Weite Flächen dieser Wälder sind im Firmenbesitz von Zellstofflieferanten, denen diese Kritik wenig nahe geht. Als Ausgleich schone man andere Waldflächen, lautet die Rechtfertigung. Solange diese Wälder nicht unter gesetzlichem Schutz stünden, sei eine Nutzung ausdrücklich erlaubt – so der Tenor der Produzenten. Verantwortungsvolle Waldwirtschaft sieht anders aus. So stehen auch hier (ebenso wie bei den Regenwäldern) die wirtschaftlichen Interessen weit über denen von Natur und Umwelt. Ein rasches Handeln tut Not. Greift die schwedische Regierung nicht bald an ein und erklärt die Wälder zu Schutzzonen, so wird bald nichts mehr übrig bleiben was noch schützenswert wäre.
Das Problem zumindest einzudämmen wäre theoretisch nicht wirklich schwer. Der Ruf nach der Politik allein wird wenig bringen. Zumindest nicht so lange immer wieder Spitzenpolitiker in Spitzenpositionen der Industrie zu finden sind. Geht es um den verantwortungsvollen Verbrauch von Ressourcen ist auch der Endverbraucher selbst gefragt. Jahrzehntelang hat die Wirtschaft uns mit wirkungsvoller Werbung davon “überzeugt“, das eine gesunde Körperpflege und Hygiene in Bad und Haushalt ohne Hilfsmittel aus Zellstoff nicht auskommt.
Diese Überzeugung zu hinterfragen und gar zu durchbrechen scheint schwer. Werfen wir aber einen Blick über den europäischen (Toiletten)Tellerrand, können wir wiederentdecken, das WC-Hygiene mithilfe von Wasser (aus Giesskanne oder Brauseschlauch) effektiver, schneller, hygienischer und vor allem umweltschonender funktioniert. Auch das gute alte waschbare Stoff-Taschentuch verdient längst eine Renaissance. Ebenso verhält es sich in Küche und Haushalt: das Einweg- Küchenpapier kann nichts, was der Wischlappen und der Aufnehmer nicht ebenso gut könnten.
In Zeiten digitaler Speichermöglichkeiten sollte auch der Ausdruck auf Papier gedrosselt werden. Gerade Druckerpapier besteht selten aus recyceltem Altpapier. Für alle anderen Papierprodukte gilt: Wer sich bereits beim Einkauf Gedanken macht und wo immer es möglich ist auf Zellstoffprodukte verzichtet oder auf Produkte aus Altpapier zurückgreift, der handelt im Sinne der Umwelt und nicht zuletzt im Sinne einer zukunftsfähigen Welt für uns Menschen selbst.
Quellen: Wikipedia, Kassensturz SRF
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