Von der CO2-Bilanzierung zur Klimastrategie – Einblicke in ein Praxisprojekt
Insbesondere in der kunststoffverarbeitenden Industrie, die in der Kritik steht, durch energieintensive Prozesse und petrochemische Rohstoffe zum Klimawandel beizutragen, ist der Handlungsbedarf für wirkungsvolle Emissionsreduktionsmassnahmen hoch.
Wir haben 2024 für ein mittelständisches Unternehmen in der Kunststoffindustrie eine vollständige Treibhausgasbilanz (Corporate Carbon Footprint, CCF) erstellt. Eine CO2-Bilanz ist immer der erste Schritt zur Klimaneutralität und die Basis für jede Klimastrategie.
Die Berechnung der Treibhausgasemissionen erfolgte auf Basis des Greenhouse Gas Protocols, dem international anerkannten Standard zur CO2-Bilanzierung. Er unterscheidet zwischen:
Die CO2-Bilanz umfasst alle relevanten Scopes und orientiert sich dabei an Primärdaten (Verbrauchsmengen, Transporte, Lieferanteninformationen) sowie anerkannten Emissionsfaktoren.
Im Geschäftsjahr 2024 wurden 31'516 Tonnen CO2-Äquivalente emittiert. Davon entfielen:
Besonders deutlich: Die direkten Emissionen des Unternehmens (Scope 1) sind verschwindend gering, da im Betrieb nahezu keine fossilen Energieträger eingesetzt werden. Auch die Scope-2-Emissionen bleiben durch den Bezug von 100 % Wasserkraftstrom sowie der eigenen PV-Anlage minimal.
Die eigentliche Herausforderung – und der grösste Hebel – liegt in Scope 3, genauer gesagt bei den Materialien.
Ein Blick auf die Materialbilanz zeigt: 95.4 % aller Emissionen stammen aus dem Einkauf von Materialien – insbesondere aus virgin PET (neu produziertes PET-Granulat). Im Jahr 2024 wurden rund 6.5 Mio. kg virgin PET bezogen. Bei einem Emissionsfaktor von durchschnittlich 2.8 kg CO2-eq/kg entspricht allein dies 18’246 Tonnen CO2-eq.
Parallel dazu wurden rund 18.8 Mio. kg recyceltes PET (rPET) eingekauft. Die Emissionsfaktoren hierfür sind deutlich geringer und liegen zwischen 0.23 und 0.91 kg CO2-eq/kg. Die Gesamtemissionen aus dem rPET-Einsatz betrugen nur 11’577 Tonnen CO2-eq., obwohl mehr als die doppelte Menge verarbeitet wurde.
Einsparungspotenzial durch Rezyklateinsatz: rund 6.7 Mio. kg CO2-eq.
Neben dem Materialeinsatz wurden weitere Kategorien detailliert bilanziert:
Alle diese Bereiche zusammen machen jedoch weniger als 5 % der Gesamtemissionen aus.
Im Jahr 2023 belief sich der CO2-Fussabdruck des Unternehmens noch auf 35’882 Tonnen CO2-eq. Der Rückgang auf 31’516 Tonnen im Jahr 2024 bei gleichbleibender Produktionsmenge, ist vor allem dem strategischen Ersatz von virgin PET durch rPET zu verdanken.
Die Case Study zeigt eindrücklich: In der kunststoffverarbeitenden Industrie liegt das grösste CO2-Einsparpotenzial in der Materialwahl – insbesondere durch die Umstellung von Primärmaterial auf Rezyklate.
Eine umfassende CO2-Bilanz bietet nicht nur Transparenz, sondern auch eine klare Entscheidungsgrundlage für:
Interesse an einer CO2-Bilanzierung für Ihr Unternehmen?
Wir begleiten Unternehmen bei der Erstellung ihrer CO2-Bilanz – nachvollziehbar, effizient und individuell auf Ihre Branche und Ihr Unternehmen zugeschnitten.