Wald mit Spaziergang

CO2-Bilanzierung in der Lebensmittelindustrie

Wie analysiert man die Emissionen eines Unternehmens entlang der gesamten Wertschöpfungskette? Diese Frage stand im Zentrum einer CO₂-Bilanzierung, die carbon-connect für ein Unternehmen aus der Lebensmittelbranche durchgeführt hat. Das Unternehmen produziert pflanzenbasierte Produkte und beliefert den Detailhandel sowie Gastronomiebetriebe. Die Ergebnisse liefern nicht nur Erkenntnisse über CO2-Hotspots. Sie zeigen auch auf, wo konkrete Reduktionspotenziale liegen. Eine CO2-Bilanz ist immer der erste Schritt und die Grundlage jeder Klimastrategie und jedes Nachhaltigkeitsreportings oder -ratings.

CO₂-Bilanz: Methodik und Systemgrenzen 

Die CO₂-Bilanz wurde nach dem international anerkannten Greenhouse Gas Protocol (GHG-Protocol) erstellt. Diese unterteilten Emissionen in folgende drei Kategorien (Scopes):

  • Scope 1: Direkte Emissionen durch eigene Fahrzeuge, Heizungen und Kälteanlagen
  • Scope 2: Indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie (Strom oder Fernwärme etc.)
  • Scope 3: Alle weiteren indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette – von eingekauften Waren und Dienstleistungen über den Pendlerverkehr, Geschäftsreisen, Transporte bis zur Entsorgung

In der Bilanzierung wurden alle wesentlichen Emissionsquellen erfasst. Dazu gehörten:

  • Energieverbrauch (Heizöl, Strom)
  • Kühlmittelverluste
  • Pendlerverkehr und Mitarbeitermobilität
  • Eingekaufte Lebensmittel und Verpackungsmaterialien
  • Investitionsgüter (z.B. Maschinen, PV-Anlage)
  • Transporte durch Dritte (Kühlkettenlogistik)
  • Abfälle und Wasserverbrauch
  • Entsorgung verkaufter Produkte

Ausgeschlossen wurden irrelevante Kategorien wie etwa geleaste Anlagen oder Franchising.

Ergebnisse im Überblick: CO2-Hotspots

Die Gesamtemissionen beliefen sich im Bilanzjahr 2023 auf rund 2'919 Tonnen CO₂-Äquivalente. Die Analyse zeigt:

  • 88 % der Emissionen entfallen auf Scope 3 – also vor- und nachgelagerte Prozesse
  • der grösste Emissionstreiber waren eingekaufte Lebensmittel mit einem Anteil von 47 %, gefolgt von Verpackungsmaterialien (rund 10 %)
  • Investitionen (z. B. in Maschinen und Anlagen) verursachten etwa 8,5 % der Emissionen
  • Transporte durch Dritte machten rund 5,5 % aus – dabei wurde besonders der Mehraufwand durch Kühltransporte berücksichtigt
  • die direkten Emissionen (Scope 1) – insbesondere aus Heizöl – lagen bei rund 11 %
  • Stromverbrauch (Scope 2) fiel mit 1,1 % relativ gering aus, da der Betrieb einen CO₂-armen Strommix bezog
  • Mitarbeitermobilität (v. a. Pendlerverkehr) lag unter dem Branchenschnitt bei 1,5 %
CO2-Bilanz Lebensmittelindustrie

Herausforderungen & Unsicherheiten

Da Lieferanten keine CO2-Emissionsfaktoren liefern konnten, musste teilweise mit ausgabenbasierte Emissionsfaktoren gerechnet werden. Diese Methode ist zwar anerkannt, bringt aber eine höhere Unsicherheit mit sich.  

Besonderheit: FLAG-Emissionen berücksichtigt

Bei der Herstellung pflanzlicher Lebensmittel entstehen auch biogene Emissionen (sogenannte FLAG-Emissionen – Forest, Land and Agriculture). Diese wurden, soweit möglich, anhand von Standardwerten in die Emissionsfaktoren integriert. Das Unternehmen setzt auf pflanzliche Rohstoffe, wodurch Emissionen wie Lachgas (aus Düngemitteleinsatz) in der CO₂-Bilanz berücksichtigt wurden. Mehr über FLAG-Emissionen erfahren Sie hier.

Fazit: Der CO₂-Fussabdruck als Grundlage für Klimastrategien

Diese Case Study zeigt: Eine CO₂-Bilanz, die konsequent entlang der gesamten Wertschöpfungskette erstellt wird, liefert wertvolle Einblicke – und sie identifiziert klare Handlungsfelder für Emissionsreduktion. Besonders in der Lebensmittelbranche mit energieintensiver Kühlung und komplexen Lieferketten ist ein datenbasiertes Vorgehen entscheidend.  

Der nächste Schritt ist die Zielsetzung und Entwicklung einer Reduktionsstrategie mit Massnahmen. Massnahmen beinhalten beispielsweise Energieeffizienz, dem Einsatz nachhaltiger Verpackungen und einer engeren Steuerung der Lieferkette. Auch der Ausbau der PV-Anlage oder die Optimierung der Transporte könnten dabei zentrale Rollen spielen.

Wir bei carbon-connect unterstützen Unternehmen in der CO₂-Bilanzierung und bei der Entwicklung glaubwürdiger Klimastrategien. Der erste Schritt zu Ihrer CO₂-Bilanz: Kontaktieren Sie uns.