Corporate Carbon Footprint
(CO2-Bilanz)

CO2-Bilanz

Mit einer CO2-Bilanz für Unternehmen (Corporate Carbon Footprint) können die direkten und indirekten Treibhausgasemissionen, die ein Unternehmen verursacht, berechnet werden. Die CO2-Bilanz ist eine wichtige Grundlage für die Klimastrategie von Unternehmen, da hierdurch die wichtigsten Quellen von Treibhausgasemissionen innerhalb des Unternehmens, sowie entlang der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette, identifiziert werden können. Dadurch können Potentiale für die Senkung der Emissionen erkannt, und künftige klimabezogene Risiken in einer Unternehmung reduziert werden. Ein solches Risiko für Unternehmen mit hohen Treibhausgasemissionen sind die immer strengeren gesetzlichen Emissions-Vorschriften. Während die Umweltberichterstattung lange Zeit nur für grosse Firmen zwingend war, weitet sich infolge neuer Umweltgesetze in der EU (z.B. das Lieferkettengesetz und Green Deal) die Berichterstattungspflicht auch auf den Mittelstand aus. Daher wird mittelfristig das Thema Nachhaltigkeit, insbesondere im Bereich Klimaschutz immer bedeutender.

Eine regelmässige Berechnung der Treibhausgasbilanz im Unternehmen hilft jedoch auch, Prozesse zu optimieren, und die Energieeffizienz zu verbessern, wodurch Ressourcen und Kosten eingespart werden können. Zudem können sich Unternehmen dadurch strategisch langfristig auf eine CO2-arme Wirtschaft vorbereiten. Mit einer Umweltberichterstattung kann auch das Image und die Transparenz, und damit auch das Vertrauen in das Unternehmen, verbessert werden.

GHG-Protokoll

Der Corporate Carbon Footprint basiert in der Regel auf dem Corporate Standard des Greenhouse Gas (GHG) Protocols. Dieser weltweit anerkannte Standard enthält Richtlinien für die Bilanzierung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen für Unternehmen und Produkte. Das GHG-Protokoll wurde vom World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) und vom World Resources Institute (WRI) entwickelt. Durchdie Einhaltung der GHG-Richtlinien können CO2-Bilanzen nach gleichemVorgehen erstellt werden, und lassen sich so miteinander vergleichen. Das GHG-Protokoll ist mit spezifischen Mindestsystemgrenzen so aufgebaut, dass Doppelzählungen möglichst vermieden werden.

Der Fokus beim Erstellen einer Treibhausgasbilanz nach dem GHG-Protokoll liegt im transparenten und nachvollziehbaren Vorgehen. Ziel ist, die wesentlichen CO2-eq Emissionen der Firma zu bestimmen. Hierfür müssen primär die Systemgrenzen so gezogen werden, dass alle wesentlichen Prozesse eingebunden sind. Die erste erstellte CO2-Bilanz (Basisjahr) dient als Grundlage für die regelmässige (meist jährliche) Treibhausgasbilanzierung. So lassen sich Fortschritte bei der Senkung von Emissionen kontinuierlich messen.

Der Corporate Standard des GHG Protokolls teilt die direkten und indirekten Treibhausgasemissionen eines Unternehmens in drei "Scopes" ein:

Scope 1 – direkte CO2-Emissionen durch eigene Anlagen und Fahrzeuge

Treibhausgasemissionen welche direkt in der Unternehmung entstehen (Verbrennungsprozesse sowie flüchtige Gase)

Scope 2 – indirekte CO2-Emissionen aus eingekaufter Energie

Strom, Wärme und Kühlung

Scope 3 – alle weiteren indirekten CO2-Emissionen

Alle vor- und nachgelagerten CO2-Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen

In der Treibhausgas-Berichterstattung gemäss GHG-Protokoll müssen die Scope 1- und Scope 2- Emissionen berücksichtigt werden. Die Bilanzierung der Scope 3-Emissionen ist teilweise optional. Jedoch resultiert in Unternehmen meist der grösste Anteil der Treibhausgasemissionen aus indirekten Scope 3 Emissionen (bis zu 90 %). Daher sollten die wesentlichen Scope 3 Kategorien auch erfasst werden, um einen möglichst realitätsnahen CO2-Fussabdruck zu erhalten.

Das GHG Protocol erfasst die im Kyoto-Protokoll festgelegten wichtigsten Treibhausgase:

  • Kohlenstoffdioxid (CO2)
  • Methan (CH4)
  • Lachgas (N2O)
  • Fluorkohlenwasserstoffe (FKW)
  • perfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFCs)
  • Schwefelhexafluorid (SF6)
  • Stickstofftrifluorid (NF3)

Die Treibhausgasemissionen werden jeweils in CO2-Äquivalenten (CO2-eq) angegeben. Dies ist eine universelle Masseinheit zur Angabe des Treibhauspotenzials, in Einheiten Kohlendioxid ausgedrückt. Eine Einheit Methan hat eine etwa 28-mal stärkere Klimawirkung als CO2, und entspricht damit 28 Einheiten CO2-eq. Die Klimaerwärmung wird zum allergrössten Teil durch Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) verursacht. Daher sollten Emissionsfaktoren zumindest diese Treibhausgase berücksichtigen.

Klimawirkung verschiedener Treibhausgase

Abb 1. Klimawirkung verschiedener Treibhausgase. Steigendes Global Warming Potential von links nach rechts

Product Carbon Footprint

Mit dem Product Carbon Footprint können die CO2-eq Emissionen eines Produktes über dessen gesamten Lebensweg bilanziert werden. Dadurch können CO2-intensive Prozesse in der Wertschöpfungskette identifiziert werden. Mit dem «Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard» stellt das GHG Protokoll eine Anleitung mit Richtlinien und Empfehlungen für die Erstellung eines Product Carbon Footprints zur Verfügung. Bei der Wahl der Systemgrenzen wird zwischen zwei Ansätzen unterschieden.

Cradle-to-gate (beinhaltet Herstellung und Transport) und Cradle to Grave (gesamter Lebensweg inkl. Nutzung und Entsorgung)

Product Carbon Footprint

Produktbezug
Produktlebensweg
Produktvergleich
Produktoptimierung
Marken-/ Produktimage/ Produktdifferenzierung

vs

Corporate Carbon Footprint

Unternehmensbezug
Wertschöpfungskette
Branchen-Benchmarking
Prozessoptimierung
Unternehmensimage/CSR

Weitere Standards für die Umweltberichterstattung

ISO

Nebst dem Greenhouse Gas Protocol gibt es im Umweltschutz eine Reihe von spezifischen ISO-Standards, die von der «International Organization for Standardization» entwickelt wurden. Die ISO-Richtlinien werden international als Grundlage resp. als Referenz im Umweltmanagement verwendet.

Der Corporate Standard des GHG-Protokolls basiert auf der ISO 14064 als Grundlage der Methodik bei der Erfassung, Berechnung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen. Diese beiden Standards sind prinzipiell ähnlich aufgebaut. Das GHG-Protokoll hat weniger Mindestanforderungen als ISO 14064, bietet dafür aber mehr Informationen, Optionen und Empfehlungen für die individuelle Treibhausgasbilanzierung (z.B. bei der Unsicherheitsbewertung), und geht daher über den ISO-Standard hinaus.

Für die Berechnung von Ökobilanzen (resp. Product Carbon Footprints) sind die ISO-Normen 14040, 14044 und 14067 die grundlegenden Standards. ISO 14040 und ISO 14044 beinhalten die Leitlinien und grundsätzlichen Anforderungen für die Durchführung einer Ökobilanz, und dienen als Leitfaden bei der Durchführung und Interpretation von Ökobilanzen. ISO 14067 beinhaltet spezifischere Richtlinien für die Berechnung und Berichterstattung hinsichtlich des CO2-Fussabdruckes über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes. Die ISO-Standards beinhalten auch Empfehlungen und Anleitungen im Umweltmanagement. Der Product Standard des GHG Protokolls basiert auf den Anforderungen und Leitlinien der ISO 14067, ist jedoch umfangreicher.

GRI

Die Grundlage in der Umweltberichterstattung vieler grösserer Unternehmen sind die GRI-Standards. Dies sind vom Global Reporting Initiative (GRI) herausgegebene Richtlinien für die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG). Die GRI-Standards sind ein umfassender Leitfaden für Unternehmen, um transparent und einheitlich die ESG-Performance zu bestimmen. Das Umweltmanagement ist dabei nur ein Aspekt. Dazu kommen soziale Themen (z.B. Arbeitsbedingungen, Bildung), Produktqualität, oder wirtschaftliche Leistung (Wertschöpfung, Investitionen, Lieferketten etc.). Durch die Anwendung der GRI-Standards können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsleistung messen und überwachen, um verantwortungsvolles Wirtschaften und Nachhaltigkeit zu fördern.

CDP

Die CDP-Initiative ist ein weiterer Standard ähnlich dem GRI, um die Nachhaltigkeits-Performance von Unternehmen bestimmen zu können, jedoch mit einem stärkeren Fokus auf die Umwelt. Mit der offenen Berichterstattung zu den Umwelteinflüssen erhalten Kunden, Investoren etc. ein transparentes Bild zu den Umweltauswirkungen und (Klima)-Strategien des Unternehmens. Die Umwelt-Performance wird ausgedrückt mit dem CDP-Score, der auf einem ausführlichen Fragebogen basiert.

Science-based Targets

Die Science-based Targets sind Emissionsreduktionsziele für Unternehmen, die darauf ausgelegt sind, die CO2-Emissionen des Unternehmens soweit zu reduzieren, dass die globale Erwärmung auf unter 2 °C beschränkt werden kann. Die Science-based Targets basieren auf wissenschaftlichen Modellen und dem Übereinkommen von Paris, wo eine Klimaerwärmung von maximal 2 °C als langfristiges Ziel gesetzt wurde.

PAS

Die PAS-Standards wurden von der unabhängigen British Standards Institution (BSI) entwickelt. Es sind spezifische Normen, die für bestimmte Branchen als Grundlage für den Klimaschutz dienen können. Im Gegensatz zu den ISO-Normen haben die PAS-Standards jedoch keine internationale Gültigkeit. Die Spezifikation PAS 2060 bspw. beinhaltet Anforderungen für Organisationen für den Erhalt eines CO2-Neutralitäts-Zertifikats. Die Spezifikation PAS 2070 hingegen bietet Strategien für Städte hinsichtlich der Senkung von Treibhausgasemissionen und für die Anpassung an den Klimawandel.

E-Book Corporate Carbon Footpring Schritt für Schritt Anleitung downloaden:

Vielen Dank für Ihr Interesse am E-Book! Sie werden es in Kürze per E-Mail erhalten.
Oops! Something went wrong while submitting the form.