Die Berechnung einer CO2-Bilanz ist ein zentraler Schritt für Transportunternehmen, die ihre Klimaauswirkungen transparent machen und in einem zweiten Schritt ein Netto-Null Ziel setzen und einen CO2-Absenkpfad dorthin implementieren möchten. Transportunternehmen sind stark von fossilen Energieträgern abhängig. Die Transportbranche gehört zu den Branchen, die hohe Scope-1-CO2-Emissionen aufweisen. Diese machen bei Hugelshofer Logistik AG im Basisjahr (2022) rund 70 % der Gesamtemissionen aus.
Im Folgende beschreiben wir das Vorgehen der CO2-Bilanzierung und die Dekarbonisierungsstrategie der Hugelshofer Logistik AG in Frauenfeld. Das Unternehmen unterhält einen Fuhrpark von über 200 LKW.
Festlegung der berücksichtigten Standorte, Aktivitäten und Emissionsquellen (Fuhrpark, Lager, Stromverbrauch, vor- und nachgelagerte CO2-Emissionen)
Scope 1 direkte Emissionen, z.B. Dieselverbrauch LKWs
Scope 2 indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie
Scope 3 weitere indirekte vor- und nachgelagerte Emissionen (Investitionen, Abfälle, eingekaufte Waren und Dienstleistungen etc.)
Verbrauchsdaten wie Liter Diesel, kWh Strom, eingekaufte Waren und Dienstleistungen, Investitionen etc. wurden gesammelt und mit entsprechenden Emissionsfaktoren in CO2-Äquvalente umgerechnet.
Die vollständige Treibhausganzbilanz für das Basisjahr, in diesem Fall 2022, zeigt CO2-Hotspots auf und ist die Grundlage für eine Dekarbonisierungsstrategie. Nach der Zielsetzung mit Zwischenzielen (minus 50% CO2e-Emissionen bis 2020 und Netto-Null bis 2050) wurden Massnahmen definiert und ein entsprechender Absenkpfad berechnet, um diese Ziele zu erreichen.
Die betrachteten Systemgrenzen umfassen:
Zu den relevanten Scope-3-CO2-Emissionen zählen eingekaufte Waren und Dienstleistungen (Scope 3.1), Investitionsgüter (Scope 3.2), Brennstoff- und energiebezogene Aktivitäten (Scope 3.4), Abfälle und Wasserverbrauch (Scope 3.5), der Pendlerverkehr (Scope 3.7), vor- und nachgelagerte geleaste Anlagen (Scope 3.8 u. Scope 3.13) sowie Scope 3.15 (Beteiligungen). Alle anderen Scope 3 Emissionen waren in diesem Fall nicht relevant.
Im Folgejahr konnte der Anteil der Emissionen aus der Dieselverbrennung dank zunehmender E-LKW-Nutzung um 18 % reduziert werden. Das schlägt sich auch in den Scope 2-Emissionen (eingekaufter Strom) nieder, die sich – ausgehend von niedrigem Niveau – fast vervierfacht haben. Dies ist ein direkter Effekt der Elektrifizierung.
Zusätzlich konnten auch die sogenannten Well-to-Tank-Emissionen (Scope 3.3), also die Emissionen aus der Kraftstoffbereitstellung, deutlich gesenkt werden. Insgesamt trugen die Massnahmen in 2023 zu einer Gesamtreduktion von knapp 12 % des CO2-Fussabdrucks bei.
Um dem erhöhten Stromverbrauch gerecht zu weden, wurde im März 2024 der eigene Elektro-LKW-Schnellladepark mit 14 Ladesäulen (28 Ladeplätze) in Betrieb genommen. Die Dachfläche besteht aus 2'314 PV-Modulen und liefern 1 GWh erneuerbarer Solarstrom. Hierbei handelt es sich um den ersten Schnellladepark in der Schweiz und ist Pionierarbeit.
Das Laden geschieht so weit wie möglich tagsüber, um die Sonnenenergie zu nutzen. Allfällig benötigter Netzstrom wird dynamisch, abgestimmt auf die Flotte bestellt. Durch die Abstimmung von Stromversorgung und Flotte aufeinander, gelingt es schon jetzt, tageweise völlig autark zu sein. Der eigens produzierte Strom wird dann komplett selbst genutzt. Weder Netzbezug noch Einspeisung sind nötig.
Die Batterien bekommen nach ihrer Lebensdauer im LKW noch ein zweites Leben in anderen Anwendungen und können so nochmal bis zu 15 Jahre genutzt werden. Reifen werden (ausser auf der Lenkachse) mehrmals aufgummiert, bevor sie endgültig ersetzt werden. Das spart Ressourcen und Abfälle.
Auch wenn dies bei Hugelshofer nur einen kleinen Teil der Emissionen ausmacht, wurden die Gebäude durch den Einsatz smarter Licht- und Heizungssteuerung energieoptimiert.
Dieses Praxisbeispiel zeigt: Die Umstellung auf E-LKWs hat einen signifikanten Einfluss auf die CO2-Bilanz. Durch den systematischen Bilanzierungsprozess können Fortschritte messbar gemacht und weitere Potenziale zur Dekarbonisierung aufgedeckt werden. Besonders wichtig ist die vollständige und konsistente Datenerhebung sowie eine klare Abgrenzung der relevanten Scopes und Kategorien.
Hugelshofer Logistik AG investiert bis 2030 in weitere E-LKWs und hat sich zum Ziel gesetzt, den E-LKW Anteil bis dahin auf 100 Fahrzeuge zu erhöhen.
Wir bei carbon-connect unterstützen Transportunternehmen mit fundierten CO2-Bilanzen und praxisnahen Dekarbonisierungsstrategien – individuell angepasst an die jeweilige Unternehmensstruktur und Flottensituation. Wenn wir auch Ihnen helfen können oder Sie Fragen haben, kontaktieren Sie uns jetzt.