die Regenwälder in Brasilien
Sie gehören zu den letzten, natürlichen Refugien unserer Erde. Sie sind die letzten, ohne Einfluss von Menschenhand gewachsenen und noch immer weitgehend unerforschten Urwälder ober- und unterhalb des Äquatorialgürtels: Die tropischen und subtropischen Regenwälder. Etwa 100.000 km² Regenwald fallen jedoch jährlich weltweit einer rücksichtslosen Zerstörung zum Opfer. Besonders von der Vernichtung betroffen sind davon die Urwälder Brasiliens. Bereits beim Flug über das Land fallen immer wieder riesige, brennende Waldflächen auf. Über Kilometer sichtbare, dichte Qualmsäulen steigen wie Mahnmale in den azurblauen Himmel. Der Regenwald geht buchstäblich in Rauch auf.
Denke ich an den brasilianischen Regenwald, so erscheint dennoch spontan zunächst eine paradiesische Szenerie vor meinem inneren Auge. Ein Dank der milden Temperaturen leicht bekleidetes Menschenpaar, Ureinwohner eines biblischen Paradieses, sitzt in sattgrüner Landschaft umgeben von einer artenreichen Tierwelt ungestört unter einem Baum und geniesst die Früchte der Natur in unbeschwerter Selbstverständlichkeit. In Einklang mit sich selbst und ihrer Umwelt sind sie zufrieden mit dem was sie haben und streben nicht nach einer wirtschaftlichen Verbesserung ihrer Lage. Selbst Teil der Natur, in der sie leben, kommt ihnen der Gedanke einer rücksichtslosen Ausbeutung ihrer Umwelt und ihrer Mitgeschöpfe nicht. Vielleicht ist es ein tiefverwurzeltes, instinktives Wissen um die Störung eines Gleichgewichtes, das auch das eigene Wohlbefinden über kurz oder lang aus dem Lot bringen würde.
Zumindest so lange nicht, bis die Schlange - Synonym der Erkenntnis, die Umwelt den eigenen Bedürfnissen anpassen zu können und die Natur bedingungslos dem Streben nach Wohlstand und Luxus zu unterwerfen - auf den Plan trat.
Hätte es tatsächlich zu Anbeginn der Welt einen göttlichen Plan gegeben, so hätte er sicher vorgesehen, dass dieser paradiesische Zustand bis in alle Ewigkeit währt. Ein Leben als Teil der Natur in Einklang mit der Natur wäre wohl für uns vorgesehen gewesen. Natürlich ohne den Segen der Zivilisation. Ohne Industrie, ohne Strom, ohne Verkehrsmittel und all die Dinge, die unser Leben heute so angenehm machen.
Aus dem biblischen Paradies haben wir uns mit der Wahl für einen falsch verstandenen Luxus längst selbst vertrieben. Mehr noch - wir sind schuld an seiner Zerstörung und am unwiederbringlichen Verlust von Landschaften, Tieren und Pflanzen.
Bezogen auf die brasilianischen Regenwälder bedeutet dies neben dem Aussterben unzähliger Tier- und Pflanzenarten auch die Zerstörung der grünen Lunge unseres Planeten zugunsten von Verkehrs- und Transportwegen durch den Dschungel, Palmöl, Papier und Tropenholz und vor allem Rindfleisch.
Zwar haben eingesessene Kleinbauern seit Jahrhunderten den Regenwald ebenfalls bewirtschaftet und zu diesem Zweck auch gerodet. Allerdings kam der Wald mit der kleinflächigen Nutzung des sogenannten Wanderfeldbaus über lange Zeit zurecht. Mittlerweile gehen weltweit über 20 % der Zerstörung der Wälder auf geschätzte 300 bis 500 Millionen Kleinbauern zurück. Die Misere, in der sie stecken ist ihnen wohlbekannt. Ändern können sie die Situation dennoch nicht, da ihr eigenes Überleben davon abhängt. Es sind politische und ökonomische Gründe, die die Kleinbauern heute am Wanderfeldbau festhalten lassen. Der weitaus grösste Teil der Zerstörung aber geht auf das Konto des Strassenbaus, der holzverarbeitenden Industrie, riesigen Monokulturen und der Viehzucht.
Etwas irreführend ist die Bezeichnung "brasilianischer Regenwald". Denken wir an die lateinamerikanischen Urwälder, dann meinen wir in der Regel damit die riesigen Wälder im Amazonasgebiet. Weniger bekannt ist, dass dies zwar der grösste, aber bei weitem nicht der einzige Regenwald in Brasilien ist. Brasilien nimmt mit 8,5 Millionen Quadratkilometern rund 47 % der Fläche Südamerikas ein. In verschiedenen Zeit- und Klimazonen gelegen befinden sich hier neben dem Amazonasgebiet drei weitere zusammenhängende Regenwälder, die ebenfalls mit einem unvorstellbaren Artenreichtum die Naturschätze Brasiliens ausmachen. Zum tropischen Regenwald kommen das Sumpfgebiet Pantanal, das Steppengebiet Cerrado und der subtropische, atlantische Mata Atlantica-Regenwald hinzu (neben diversen weiteren, kleineren Schutzgebieten). Diese Vielfalt an unterschiedlichsten Lebensbedingungen (auf 1 ha kommen bis zu 600 Pflanzenarten) macht Brasilien zum artenreichsten Land der Erde für Fauna und Flora.
Neben der Rolle als Refugium für einen Grossteil der weltweit vorkommenden Arten fällt den südamerikanischen Wäldern die überaus wichtige Rolle bei der Klimaregulierung zu. Bekanntermassen sind Bäume für die Umwandlung von Kohlendioxyd in Sauerstoff verantwortlich. Schon flächenmässig kann kein anderes Gebiet der Erde es daher mit den unendlichen Weiten der brasilianischen Regenwälder aufnehmen. Unter natürlichen Bedingungen profitiert also unsere gesamte Erde von dieser Aufgabe eines einzigen Landes. So zumindest der natürliche Plan.
Dass mit der rücksichtslosen Abholzung immenser Waldgebiete zwecks wirtschaftlicher Nutzung das natürliche Gleichgewicht unseres Planeten längst aus den Fugen geraten ist, ist seit Jahrzehnten bekannt. Die katastrophalen Auswirkungen einer weltweiten Umweltzerstörung sind bereits heute in Form des Klimawandels und damit verbundener Naturkatastrophen spürbar. Brasilien trifft dieses Schicksal besonders hart.
Welche unterschiedlichen Regenwälder gibt es in Brasilien und wie unterscheiden sie sich?
Was bedroht die Regenwälder und was wird zu ihrem Schutz getan?
Was bedeutet der Rückgang der Regenwälder für die Pflanzen- und Tierwelt und für den Menschen?
Für die einen sind sie das Synonym paradiesischer Zustände, in denen Tiere und Urvölker weitab jeder Zivilisation ein ungestörtes Leben in natürlicher Umgebung führen können. Für andere sind die “grünen Höllen“ voller Schrecken und Konfrontationen mit den eigenen Urängsten. Tatsächlich gibt es nirgendwo sonst auf der Welt so viele hochgiftige Tier- und Pflanzenarten. In einer Umgebung, die vor Leben nur so strotzt, können Spinnen, Insekten, Amphibien, Fische und Säuger zumindest für den Unerfahrenen, der sich unvorbereitet in dieses Territorium begibt, zu tödlichen Gefahren werden.
Rein faktisch aber gehören diese Bedrohungen in das Reich der Märchen und Hollywood-Filme. Bedroht sind hingegen die Urwälder selbst und zwar ausschliesslich durch den Menschen und seine unstillbare Profitgier. So unersättlich scheint diese Gier, dass der Mensch trotz besseren Wissens zu wenig unternimmt um die Rodung der letzten Wälder zumindest zu verlangsamen.
Wenn es darum geht konstruktive Sparpläne vorzulegen, wie in Zukunft auf klimaschädigende Produkte verzichtet werden könne, versagt aber nicht nur die Politik vor Ort. Unlängst wurde in der Bundesrepublik Deutschland ein Vorschlag des Umweltbundesamts auf Fleisch- und Milchprodukte, (deren Herstellung mit weit höheren CO2-Belastungen einhergeht wie etwa der Anbau von Obst und Gemüse), eine erhöhte Mehrwertsteuer zu erheben von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) verworfen. Man wolle den Verbrauchern nicht durch "Strafsteuern" vorschreiben was auf den Tisch kommt. "Wenn wir Fehlsteuerungen unseres Steuer-, Abgaben- und Subventionssystems angehen, dann müssen wir das mit einer langfristigen Perspektive machen," so Hendricks. Es käme nicht nur darauf an, ökologische Fehlsteuerungen zu beseitigen, sondern auch darauf, Menschen mit kleinen Einkommen zu entlasten. Eine Stellungnahme, die Maria Krautzberger vom Umweltbundesamt nicht unkommentiert lässt: Einerseits verpflichte sich das Land auf internationaler Ebene zu mehr Klimaschutz, gleichzeitig werde klimaschädliches Verhalten im eigenen Land mit Steuergeldern subventioniert.
Bei überzeugten Fleischessern dürfte die Entscheidung sicher für Erleichterung gesorgt haben. So heisst es auch hier nach einem kurzen Buh-Ruf wieder Bühne frei für die hemmungslose Genusssucht. Frei nach dem Motto "Nach mir die Sintflut", das die Zeichen der Zeit und den Anteil der Massentierhaltung als einen der Hauptklimakiller konsequent außerhalb der Reichweite des eigenen Tellerrandes schiebt, geht auch die weltweite Expansion von Weideflächen munter weiter. Dem Fleischlobbyismus sei Dank!
Sie liefern Nahrung, Lebensraum für unzählige Tier und Pflanzenarten und spielen eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung des Klimas. Nicht nur Lateinamerika profitiert von diesen Schätzen der Natur, sondern unser gesamter Planet und jeder einzelne Bewohner.
Das Land beherbergt neben dem äquatorialen, tropischen Regenwald drei weitere Regenwaldgebiete. Das Pantanal mit riesigen Feuchtgebieten, die Savannenlandschaft Cerrado und der subtropische Küstenregenwald Mata Atlantica. Akut bedroht sind sie alle.
Es ist wohl eine traurige Besonderheit der menschlichen Spezies, sich mit den von der Natur zur Verfügung gestellten Ressourcen nicht zufrieden geben zu können. Ein intakter Regenwald ist unverzichtbar für die Aufrechterhaltung des Weltklimas. Dass dieses in Gefahr ist und die Klimaerwärmung nahezu ungebremst fortschreitet, ist seit Jahrzehnten bekannt. Dennoch hören wir nicht auf, die grüne Lunge unserer Erde weiterhin rücksichtslos auszubeuten und zu zerstören.
Nicht umsonst denkt man bei dem Begriff Regenwald zunächst an die Urwälder des Amazonasgebietes im Norden Brasiliens. Der Amazonas-Regenwald ist das grösste zusammenhängende Waldgebiet der Erde. Er ist Heimat für mehr als 1300 Vogelarten, rund 3000 verschiedene Fischarten und knapp 450 Säugetierarten. Benannt ist das Gebiet nach dem Amazonas, dem wasserreichsten und zweitgrössten Fluss der Erde, der sich über 6450 km durch den Norden des Landes zieht.
Das Amazonasgebiet macht allein die Hälfte aller tropischen Regenwälder der Erde aus und ist unter anderem Lebensraum für den Ozelot, Flussdelfine, Piranhas, Tukane, Kolibris, Riesenotter, zahlreiche Affenarten und die extrem bedrohten Manatis. Während auch heute noch nicht alle hier lebenden Tier und Pflanzenarten erforscht sind, scheint diese einzigartige Welt dem Untergang geweiht. Eine Unzahl an Lebensformen werden aussterben ohne jemals bekannt gewesen zu sein. Von diesem schwindenden Lebensraum sind auch die letzten Naturvölker unserer Erde betroffen. Zwar stehen auch sie mittlerweile unter dem Schutz der Regierung, allerdings kommt diese Hilfe viel zu spät. Viel zu lange besassen diese Völker weder eine Lobby noch gleiche Rechte wie die sogenannte zivilisierte Gesellschaft und lebte zurückgezogen und vergessen in Reservaten.
Schuld am Sterben der Regenwälder ist hier wie anderswo die rücksichtslose Abholzung zur Gewinnung landwirtschaftlicher Nutzflächen. Wo ehemals Urwaldriesen in den Himmel ragten erstrecken sich Monokulturen bis an den Horizont. Die gefällten Bäume gehen zur Weiterverarbeitung in die Holz- und Papierindustrie. Angebaut wird auf den entstandenen Flächen hauptsächlich Soja und Ölpalmen, wobei das Soja weitestgehend in die Tierfutterproduktion geht. Ein weiterer Teil der nahezu ungebremst weiter wachsenden Kahlschläge in den Urwald wird als Weidefläche für hunderttausende von Rindern genutzt. Der wachsende Fleischkonsum der Menschheit ist daher in doppelter Hinsicht eine Katastrophe für den Regenwald.
Diese raubbauartige, wirtschaftliche Nutzung durch den Menschen hat bereits mehr als 20% des amazonischen Regenwaldes unwiederbringlich zerstört. Zwar wäre ein Stopp der Abholzung und eine Wiederaufforstung der bereits gerodeten Flächen theoretisch möglich. Allerdings würde es viele Jahrzehnte dauern, um den ökologischen Nutzen eines jungen Waldes für Flora, Fauna und Klima auf den Stand vor der Rodung zu bringen. Ein über Jahrhunderte gewachsenes Ökosystemen ist ein sensibles Gebilde, das einmal zerstört kaum wiederherzustellen ist.
(Zum Vergleich: Um einen etwa zehn Meter hohen, alten, gesunden Laub-Baum zu ersetzen, müssten 280 Jungbäume angepflanzt werden. Ein einziger, mittelgrosser Baum bindet durchschnittlich 6 kg CO2 am Tag. Für einen europäischen Mischwald bedeutet das die Bindung von 4-12 Tonnen CO2 pro Hektar pro Jahr. Der tropische Regenwald schafft auf der gleichen Fläche in der gleichen Zeit 55 Tonnen CO2! Zudem filtert der Baum klimaschädliche Gase und speichert sie. Über seine Blätter findet Verdunstung statt, die zu einer Abkühlung der Aussentemperatur führt (Verdunstungskälte). Wird ein solcher Baum gefällt, dann stirbt mit ihm nicht nur ein wertvoller Sauerstoffproduzent, sondern es werden auch klimaschädigende Gase wieder freigesetzt. Um eine ökologisch wertvolle Wildwiese zu erhalten, darf ein entsprechendes Grundstück über 30 Jahre lang nicht gemäht werden bevor man tatsächlich von Wildwuchs sprechen kann. Dabei ist die Wiederansiedlung hochsensibler Tierarten noch nicht einmal inbegriffen.)
Zudem bedeuten die angekündigten Reformvorschläge der 2016 gewählten Temer-Regierung zur Haushaltssanierung erhebliche Rückschritte gegen Bildung, Gesundheitsvorsorge und den Umweltschutz. Die möglichen Auswirkungen betreffen auch den Regenwald.
Im Amazonasgebiet sind die Regionen Rio Capim, Poty, Cauaxi, Sumal und Cacule auf einer Fläche von 209.130,54 ha von der Rodung betroffen. Ein sofortiger Stopp aller geplanten Abholzungen in diesen Gebieten ist dringend geboten.
Das Amazonas REDD APD Projekt setzt sich dafür ein, das Ende dieser Rodungen durchzusetzen und dadurch den Urwald zu erhalten. Daneben unterstützt das Projekt eine nachhaltige Holznutzung, die den Schutz der Biodiversität des Waldes zum Ziel hat. Innerhalb der nächsten zehn Jahre könnten durch die Umsetzung des Projekts 9,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.
Was jeder einzelne persönlich zum Schutz der Regenwälder beitragen kann ist ein konsequenter Verzicht auf Produkte aus Tropenholz. Dies betrifft nicht nur Möbel aus edlen Hölzern. Auch hierzulande enthält eine Grosszahl aller Lebensmittel Palmöl. Solche Produkte sollten wo immer es möglich ist gemieden werden. Das gleiche gilt für nicht recyclingfähige Produkte wie Toilettenpapier, Papiertaschentücher und Küchenrollen. An erster Stelle sollte der Verzicht auf Rindfleisch stehen. Wer es gar nicht lassen kann, sollte zumindest auf regionale Bioprodukte zurückgreifen und die weit höheren Herstellungskosten nicht scheuen.
Die Zahl, der vom Aussterben akut bedrohten Tier- und Pflanzenarten im Amazonasgebiet hat sich seit den neunziger Jahren mehr als verdreifacht. Weit über 600 verschiedene Arten sind betroffen. Darunter unter zahllosen anderen der goldene Pfeilgiftfrosch, der rosafarbene Amazonas-Delphin, der Rotkehl-Brilliantkolibri und der nördliche Spinnenaffe.
Das Pantanal (Portugiesisch: Sumpf) zählt mit einer Fläche von etwa 230.000 km² zu den grössten Binnenland-Feuchtgebieten der Erde. Im mittleren Südwesten Brasiliens in den Bundesstaaten Mato Grosso, Mato Grosso Do Sul und dem Mato Grosso-Plateau gelegen zieht sich das wenig erschlossene und kaum bewohnte Naturschutzgebiet an die westlichen Landesgrenzen bis nach Paraguay und Bolivien.
Die zahlreichen Süsswasserseen, die neben dem Rio Paraguay von unzähligen kleineren Flüssen gespeist werden, sind Heimat von Millionen Kaimanen. Auch die Anakonda, der Sumpfhirsch, der Riesenotter, der Hyazinth-Ara, das Pekari - um nur einige wenige zu nennen - sind hier beheimatet. Hinzu kommen etwa 120 weitere Säugetierarten, rund 665 Vogelarten, 269 Fischarten, zahllose Reptilienarten und Amphibien, Insekten und über 2000 Pflanzenarten.
Eine geographische Besonderheit des Gebietes ist, dass sein Hauptfluss, der 600 km lange Rio Paraguay auf seiner gesamten Strecke durch die Tiefebene des Pantanal lediglich ein Gefälle von 30 Metern hat. Dies bewirkt, dass Niederschläge, die aus dem nördlichen Hochland in diesem Becken zusammenfliessen nur sehr allmählich in Richtung Süden wieder abfliessen können. Auf diese Weise wird jährlich ein grosser Teil der Tiefebene zum Teil meterhoch überschwemmt. Die Folge dieses Naturereignisses ist eine aussergewöhnliche Landschaft aus Savannen, Seen, Flussgaleriewäldern und Trockenwäldern, die sich in ständigem Wandel befindet. Das Pantanal besticht nicht nur durch seine aussergewöhnliche Schönheit, sondern ebenso wie die anderen Regenwälder Brasiliens durch eine ungeheure Artenvielfalt.
Unter Schutz steht allerdings nur ein Teil des Gebietes. Der 1350 km² grosse Nationalpark Pantanal Matogrossense zählt seit dem Jahre 1993 dazu. Zudem erklärte die UNESCO drei weitere angrenzende private Schutzgebiete der brasilianischen Umweltschutzorganisation Ecotropica auf einem Gebiet mit einer Gesamtfläche von 1878 km² zum Weltnaturerbe. Ebenfalls im Jahre 2000 wurde das zu Brasilien gehörende Pantanal zum Biosphärenreservat erklärt. Bis zu diesem Jahr wurden auch hier weite Gebiete durch Rodung vernichtet.
Trotz aller Schutzmassnahmen aber ist auch das Pantanal und seine Bewohner nach wie vor bedroht. Ein grosses Problem sind Wilderer, die es vor allem auf die Häute von Krokodilen, auf seltene Papageien und Fische und Raubtierfelle abgesehen haben. Zum Schutz dieser Tierarten hat Brasiliens Regierung schwer bewaffnete Wildhüter in dem Gebiet eingesetzt.
Noch immer breiten sich grosse Rinderfarmen in das Gebiet des Pantanal aus. 15 % der Fläche sind durch Vieh-Weiden bereits zerstört. Dies führt nicht nur zu einer extremen Verschlechterung der Lebensbedingungen für den Hyazinth-Ara. Trotz aller Warnsignale gibt es seitens der Regierung neue Pläne bestehende Flüsse des Pantanal für die Schifffahrt weiter auszubauen. Der einst so gefürchtete Räuber der südamerikanischen Flüsse, der Piranha, ist damit längst selbst zum Gejagten geworden.
Eine neue Bedrohung stellt seit einiger Zeit auch die Verseuchung der Wasserflächen des Pantanal durch ungeklärte Abwässer von Ethanolfabriken dar. Auch immer noch neu angelegte Soja- und Zuckerrohrplantagen vernichten durch den Einsatz von Maschinen, Kunstdünger und Pestiziden den Artenreichtum der Region nachhaltig.
Laut einer Studie der Umweltorganisation Conservation International do Brasil wird durch den ungebremsten Raubbau an der Natur die natürliche Flora und Fauna des Pantanal vermutlich bis zur Mitte dieses Jahrhunderts völlig vernichtet sein.
Nördlich und östlich des Pantanal befindet sich ein weiteres Schutzgebiet: das Cerrado. Auch diese grösste Savanne Brasiliens (das Gebiet ist etwa sechs Mal so gross wie die Bundesrepublik Deutschland) ist in weiten Teilen bereits gerodet.
Beim Cerrado oder Campos Cerrados handelt es sich ursprünglich um das zentralbrasilianische Steppengebiet mit einer Fläche von zwei Millionen Quadratkilometern. Es umfasst die Bundesstaaten Mato Grosso do Sul, Goiás, Minas Gerais und Mato Grosso und darüber hinaus Teile von Piaui, Maranhão, Paraná, und São Paulo.
Die Vegetation des Gebietes ist gekennzeichnet durch ein halbtrockenes Klima. Während der Sommermonate von Oktober bis April ist Regenzeit, von Mai bis September dagegen herrscht Trockenzeit. Das Klima ist mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 20°C bis 26°C gemässigt bis warm. Das Cerrado-Gebiet gehört zu den wichtigsten Wasserressourcen Südamerikas.
Auch während der Trockenzeit bleibt der Boden ab einer Tiefe von zwei Metern feucht, sodass Bäume ganzjährig mit Wasser versorgt sind. Gräser und Pflanzen mit flachen Wurzeln dagegen vertrocknen während dieser Periode. Dieses natürliche Sterben der Pflanzen stellt allerdings keine Bedrohung ihrer Art dar. Sie treiben zu jeder Feuchtperiode neu aus. Auch hier ist es eine intensive Landwirtschaft in den vergangenen 50 Jahren (hauptsächlich der Anbau von Soja, Zuckerrohr, Baumwolle, Mais, und die Schaffung von Weideflächen), die das Gebiet bereits auf die Hälfte der ursprünglichen Fläche hat schrumpfen lassen und verantwortlich ist für einen massiven Rückgang der gesamten Biodiversität der Region.
Das Cerrado ist neben der Heimat von nahezu 10.000 Gefässpflanzenarten ebenfalls Heimat von etwa 160 Säugetierarten und über 830 Vogelarten, 180 Reptilienarten, 110 Amphibienarten, darunter vieler bedrohter Tierarten wie beispielsweise dem Mähnenwolf, dem Tapir oder dem Nandu. Während es beispielsweise dem Weissbüschelaffen gelungen ist, sich als Kulturfolger auch in der Nähe des Menschen in Parks und Gärten anzusiedeln um sein Auskommen zu finden, sieht für viele andere Tiere ein Fortbestehen ihrer Art düster aus.
Entlang der Ostküste von den Bundesstaaten Rio Grande do Norte bis Rio Grande do Sul und im Landesinneren bis Goiás, Mato Grosso do Sul, Paraguay und Argentinien erstreckt sich der subtropische Küstenregenwald Brasiliens. Ursprünglich bedeckte er die Küste des brasilianischen Hochlandes und die schmalen Küstenstreifen und schuf so ein unvergleichliches Naturparadies mit hoher Artenvielfalt. Von der insgesamt 1.290.000 km² grossen Fläche ist bis heute nur 1% übrig geblieben. Von diesem letzten Flecken unzerstörter Natur sind weitere 75% akut von der Vernichtung bedroht.
Er ist einer der am stärksten von der Vernichtung durch Menschenhand betroffenen tropischen Wälder weltweit. Ursprünglich reichte das über 3000 km lange Gebiet entlang der Ostküste Brasiliens von den tropischen Regenwäldern bis in die subtropischen Gefilde Südbrasiliens.
Der Küstenregenwald Mata Atlantica erstreckt sich über Gebirgszüge von bis zu 2700 Metern Höhe. Wie auch in den anderen Regenwäldern und Schutzgebieten Brasiliens ist auch der Mata Atlantica teilweise einem geführten Tourismus zugänglich. Auf begleiteten Touren durch den Regenwald bis auf die Hochebenen der Canyons bei Fortaleza Cambará Do Sul können hier die letzten Reste des bereits zu über 90 % zerstörten subtropischen Regenwaldes bewundert werden.
Noch immer aber beherbergt das Gebiet mehr als 450 Baumarten pro Hektar, in denen möglicherweise sogar noch mehr Arten leben als im amazonischen Regenwald. Das Löwenäffchen und das Kragenfaultier sind hier zu Hause, aber auch zahlreiche Orchideen und Bromelien. Die unterschiedlichen Höhenlagen und Breitengrade ermöglichen gerade hier eine Biodiversität unglaublichen Ausmasses. Auch der Pau Brasil-Baum, der namensgebende Baum des Landes, ist hier beheimatet.
Obwohl mittlerweile in Teilen unter Naturschutz gestellt ist auch dieser subtropische, atlantische Regenwald von den Reformvorschlägen zur Haushaltssanierung der Temer-Regierung betroffen. Dem botanischen Zentrum der südbrasilianischen Stadt Porto Alegre im Bundesstaat Rio Grande Do Sul beispielsweise wird durch die rigorose Streichung von Mitteln die Forschung und der Dienst im Sinne des praktischen Umweltschutzes erheblich erschwert bis unmöglich gemacht. Weitere finanzielle Vorteile verspricht sich die Regierung zudem durch den Handel mit Papier mit Europa. Dazu möchte Senator Sartori im Bundesstaat Rio Grande do Sul Wildwiesen, die unter anderem für den südamerikanischen Jaguar überlebenswichtig sind um von einem Waldabschnitt in den nächsten zu gelangen, zu wirtschaftlichen Nutzflächen umfunktionieren. Schon in naher Zukunft sollen hier riesige Eukalyptuswälder entstehen, die aber nicht der Aufforstung, sondern der Papierherstellung dienen werden. Eukalyptuswälder sind nicht nur ökologisch nutzlos in der Region, sondern regelrecht schädlich. Die invasive Pflanze stört die heimische Vegetation zusätzlich nachhaltig.
Gegen die Reformankündigungen der Regierung, deren Nutzen allein der wohlhabenden Schicht zugute kommen wird, gibt es nahezu täglich Demonstrationen und Kundgebungen von Umweltschützern, Studenten und Schülern. Ein nervenaufreibender und sicher lobenswerter Einsatz, bei dem es neben dem Erhalt der Naturschätze Brasiliens auch um die Sicherung von Bildung und Arbeitsplätzen geht - die Zielführung indessen bleibt mehr als fraglich...
Kehren wir zum Schluss noch einmal zurück zum anfänglichen Bild des Garten Eden, der Eva und Adam zusammen mit ihren tierischen Mitgeschöpfen alles gegeben hatte, was sie zum Leben brauchten.
Wohl schon in früher Erahnung der Möglichkeiten, die Natur und ihre Schätze für sich allein zu beanspruchen, umzuformen und auszubeuten, liess der Mensch sich trotz göttlicher Warnung nicht davon abhalten, vom Baum der Erkenntnis essen. Die erlangte “Erkenntnis“ brachte ihn schnell zu der Überzeugung, Herr über alles Getier und Leben auf diesem Planeten und selbst über seinesgleichen zu sein und darüber nach Gutdünken herrschen zu dürfen. Und das nicht nur ungestraft, sondern mit göttlicher Unterstützung. Welch ein Privileg!
Vielleicht machten ein paar Gehirnwindungen zu viel aus dem einstmals unschuldigen Menschentier ein Wesen, das sich überheblich als Krone der Schöpfung bezeichnet; dem es aber noch immer an der Erkenntnis fehlt, dass es sich durch sein Verhalten, durch den rücksichtslosen Raubbau an der Natur und der Ausbeutung seiner Ressourcen auch sein eigenes Grab schaufelt.
Man muss sicher kein religiöser Mensch sein um diesen verheerenden Vergleich zu ziehen. Ein wenig Religiosität im eigentlichen Sinne des Wortes (religere - sinngemäss Rückbesinnung auf das Göttliche) könnte uns aber dennoch helfen die Natur endlich wieder als das zu sehen was sie wirklich ist: Das Göttliche, das uns umgibt und unser eigenes Leben und Überleben erst ermöglicht. Hoffentlich hilft da noch Beten...
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