Die 17 SDGs für KMU – welche Ziele wirklich wichtig sind und wie Unternehmen sie pragmatisch umsetzen können

Die 17 SDGs sind omnipräsent: auf Konferenzbühnen und in Berichten. Doch viele KMU wissen nicht, was sie damit konkret anfangen sollen.

Die 17 SDGs für KMU – welche Ziele wirklich wichtig sind und wie Unternehmen sie pragmatisch umsetzen können
Kategorie
Nachhaltigkeit
Letztes Update
9/12/2025
Geschrieben von
Pascal Freudenreich

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind 17 globale Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, die 2015 von den Vereinten Nationen im Rahmen der Agenda 2030 verabschiedet wurden. Was auf den ersten Blick nach grosser Weltpolitik klingt, ist mittlerweile auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ganz konkret relevant.

Immer mehr Banken, Kunden und Geschäftspartner verlangen Nachweise zu Nachhaltigkeit, CO2-Management und ESG. Die SDGs dienen dabei als gemeinsamer Orientierungsrahmen: Sie fliessen in Ratings, in Berichtsanforderungen und in Klimastrategien ein – auch im Mittelstand. Dieser Leitfaden erklärt, warum die SDGs für KMU immer wichtiger werden, welche Ziele wirklich relevant sind und wie Unternehmen pragmatisch mit der Umsetzung starten können.

Warum die SDGs für Unternehmen immer wichtiger werden

Die SDGs sind nicht nur ein globales Rahmenwerk für nachhaltige Entwicklung. Sie haben sich auch zu einem wichtigen Mess- und Orientierungsstandard für zukunftsfähiges Wirtschaften entwickelt. Immer mehr Regulierung, Markterwartungen und Tools orientieren sich – direkt oder indirekt – an den 17 Zielen. So beeinflussen die SDGs:

  • ESG-Berichtspflichten (CSRD, VSME, EU-Taxonomie)
  • Lieferkettenanforderungen (CSDDD, Corporate Sustainability Due Diligence)
  • Nachhaltigkeitsratings (EcoVadis, CDP, Synesgy)
  • Finanzierungen und Kreditvergaben: Banken achten vermehrt auf ESG- und Klimarisiken
  • CO2-Management und Klimastrategien
  • Ausschreibungen und Kundenerwartungen (insbesondere bei B2B-Kunden und der öffentlichen Hand)

Für KMU heisst das: Wer die SDGs versteht und gezielt nutzt, ist besser vorbereitet auf kommende Anforderungen, verbessert seine Marktposition und kann Nachhaltigkeit glaubwürdig nach innen und aussen kommunizieren.

Die 17 SDGs – und was sie für KMU wirklich bedeuten

Nicht jedes SDG ist für jedes KMU gleich relevant. Viele Ziele haben einen starken politischen oder globalen Fokus. Dennoch lohnt sich ein Blick darauf, wie sie sich pragmatisch auf Unternehmensrealität herunterbrechen lassen.

> SDG 1 – Keine Armut

Für die meisten KMU in Europa ist dieses Ziel nur indirekt relevant. Bedeutung erhält es vor allem in globalen Lieferketten, etwa bei:

  • fairen Löhnen bei Zulieferern
  • verantwortungsvoller Beschaffung aus Niedriglohnländern

> SDG 2 – Kein Hunger

Dieses Ziel ist insbesondere relevant, wenn Ihr Unternehmen:

  • Lebensmittel herstellt oder vertreibt
  • in Land- oder Forstwirtschaft tätig ist
  • mit Rohstoffen aus der Landwirtschaft arbeitet

> SDG 3 – Gesundheit & Wohlergehen

Hier haben KMU eine direkte Verantwortung:

  • Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
  • ergonomische Arbeitsplätze
  • betriebliche Gesundheitsförderung (z.B. Bewegungsangebote, psychische Gesundheit)

> SDG 4 – Hochwertige Bildung

In der Praxis geht es um:

  • Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitenden
  • Wissensaufbau zu Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Klima
  • Förderung von Lernkultur und Kompetenzentwicklung

> SDG 5 – Geschlechtergleichstellung

Konkret bedeutet das für KMU:

  • Gleichbehandlung und faire, gleiche Löhne
  • familienfreundliche Arbeitsmodelle
  • aktive Förderung von Frauen in Führungspositionen und technischen Berufen

> SDG 6 – Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen

Relevant für:

  • wasserintensive Branchen (z.B. Lebensmittel, Textil, Chemie, Metallverarbeitung)
  • Unternehmen mit relevanten Abwässern oder Risiken für Gewässer

> SDG 7 – Bezahlbare & saubere Energie

Eines der wichtigsten SDGs für KMU. Hier liegen grosse Einspar- und Klimapotenziale:

  • Energieeffizienz in Gebäuden, Produktion und Prozessen
  • Umstellung auf erneuerbare Energien
  • Einsatz von E-Mobilität und alternativen Antrieben

> SDG 8 – Menschenwürdige Arbeit & Wirtschaftswachstum

Im Zentrum stehen:

  • faire Arbeitsbedingungen
  • Einhaltung von Arbeitsrechten (auch in der Lieferkette)
  • nachhaltiges und verantwortungsvolles Wachstum

> SDG 9 – Industrie, Innovation & Infrastruktur

Für KMU oft der Motor für Wettbewerbsfähigkeit:

  • Innovation in Produkten und Dienstleistungen
  • Investitionen in nachhaltige Prozesse
  • Ansätze der Kreislaufwirtschaft (Reparatur, Recycling, Wiederverwendung)

> SDG 10 – Weniger Ungleichheiten

Das Ziel lässt sich im Unternehmen konkret umsetzen über:

  • gelebte Diversität & Inklusion
  • faire Chancen für alle Mitarbeitenden
  • Integration von benachteiligten Gruppen (z.B. Menschen mit Behinderung, Geflüchtete)

> SDG 11 – Nachhaltige Städte & Gemeinden

Für KMU ist dieses SDG relevant bei:

  • Mobilitätskonzepten (Pendlerverkehr, Dienstreisen, Fuhrpark)
  • nachhaltigen Gebäuden und Standorten
  • regionalen Engagements und Kooperationen mit Kommunen

> SDG 12 – Nachhaltiger Konsum & Produktion

Eines der zentralsten Ziele in Verbindung mit CO2-Bilanzen, Product Carbon Footprints (PCF), Life Cycle Assessments (LCA) und nachhaltigem Produktdesign:

  • ressourceneffiziente Produktion
  • langlebige, reparierbare Produkte
  • Reduktion von Abfall und Verpackungen
  • transparente Informationen gegenüber Kunden

> SDG 13 – Klimaschutz (das Kernthema aller CO2-Bilanzen)

Für KMU ist dieses Ziel absolut zentral. Es umfasst:

  • Erstellung einer CO2-Bilanz (Corporate Carbon Footprint und ggf. Product Carbon Footprint)
  • Entwicklung einer Klimastrategie mit klaren Reduktionspfaden
  • Management von Scope 3-Emissionen (Lieferkette, Nutzung, Entsorgung)
  • Netto-Null Ziel

> SDG 14 – Leben unter Wasser

Für die meisten KMU eher indirekt relevant. Wichtig wird dieses Ziel für:

  • Unternehmen mit marinen Auswirkungen (z.B. Chemie, Abwasser, Fischerei)
  • Branchen mit grossem Verpackungsaufkommen (Kunststoffe, Einwegverpackungen)

> SDG 15 – Leben an Land

Relevant für:

  • Land- und Forstwirtschaft
  • Unternehmen mit direktem Biodiversitätsbezug (z.B. Bau, Rohstoffabbau, Infrastruktur)
  • Firmen, die Flächen nutzen oder entwickeln

> SDG 16 – Frieden, Gerechtigkeit & starke Institutionen

Für KMU konkret spürbar bei:

  • Compliance und Rechtskonformität
  • Korruptionsprävention
  • transparenter und verantwortungsvoller Governance

> SDG 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

Für KMU oft der wichtigste Hebel:

  • Zusammenarbeit mit Partnern, Experten, Verbänden und Lieferanten
  • Teilnahme an Brancheninitiativen
  • Kooperation mit Kunden bei gemeinsamen Klimazielen

Welche SDGs sind für KMU wirklich entscheidend?

Nicht jedes KMU muss alle 17 SDGs gleich intensiv bearbeiten. Gerade im Mittelstand ist es sinnvoll, sich auf wenige, aber geschäftsrelevante Hebel zu konzentrieren. In der Praxis erweisen sich besonders folgende Ziele als entscheidend:

SDG 7 – Energie

Der grösste Hebel für CO2-Kosten und direkte Einsparungen. Jede eingesparte Kilowattstunde senkt Betriebskosten und Emissionen.

SDG 9 – Innovation

Treiber für Wettbewerbsvorteile, neue Geschäftsmodelle und nachhaltige Produkte, mit denen Sie sich im Markt differenzieren.

SDG 12 – nachhaltige Produktion & Konsum

Direkt relevant für PCF, LCA und Kreislaufwirtschaft. Wer seine Wertschöpfungsketten und Produkte kennt, kann gezielt Emissionen und Ressourcenverbrauch reduzieren.

SDG 13 – Klimaschutz

Das Herzstück jeder Klimastrategie und Basis für CO2-Bilanzierung, Science-Based Targets und Netto-Null-Pfade.

SDG 17 – Partnerschaften

Viele Massnahmen lassen sich allein schwer umsetzen. Über Kooperationen mit Lieferanten, Kunden, Netzwerken und Experten erhöhen KMU ihre Wirkung und Effizienz deutlich.

Wie SDGs mit CO2-Bilanzen, PCF und LCA zusammenhängen

SDGs & CO2-Bilanz (CCF)

Eine CO2-Bilanz zeigt, wo im Unternehmen Emissionen entstehen – und damit auch, welche SDGs besonders tangiert sind:

  • SDG 7: Wirkung durch Energieeffizienz & erneuerbare Energie
  • SDG 12: Verbesserungen entlang der Wertschöpfungskette (Materialien, Prozesse, Transport)
  • SDG 13: Emissionsreduktionspfade & Dekarbonisierungsstrategien

SDGs & Product Carbon Footprint (PCF) / Life Cycle Analysis (LCA)

Beim Product Carbon Footprint steht das einzelne Produkt im Mittelpunkt:

  • SDG 12: ökologische Produktgestaltung, alternative Materialien, Kreislaufansätze
  • SDG 13: Reduktion der produktbezogenen Emissionen über den gesamten Lebenszyklus
  • SDG 9: technologische Innovationen, die CO2-intensive Prozesse ersetzen oder effizienter machen

Wie ein KMU mit SDGs starten kann

Viele KMU fragen sich: Wo fangen wir an, ohne uns zu verzetteln? Der Schlüssel liegt in einer pragmatischen, schrittweisen Vorgehensweise:

CO2-Bilanz erstellen (CCF, PCF)

  • Schafft Transparenz über die wichtigsten Emissionsquellen
  • Macht sichtbar, wo Sie Beiträge zu SDG 7, 12 und 13 leisten können
  • Ist auch Grundlage für Kundenanforderungen und Ratings

Hotspots identifizieren

  • Wo entstehen die grössten Kosten und das meiste CO2?
  • Welche Prozesse, Produkte, Standorte oder Lieferanten sind betroffen?
  • Mit welchen SDGs hängen diese Hotspots zusammen?

Nachhaltigkeitsprioritäten festlegen

  • Wählen Sie 3–5 geschäftsrelevante SDGs, bei denen Ihr Hebel am grössten ist
  • Verknüpfen Sie diese mit klaren Zielen (z.B. -30 % Energieverbrauch bis 2030)

Massnahmen definieren

Typische Handlungsfelder für KMU sind:

  • Energie (Effizienz, erneuerbare Energien, Wärmekonzepte)
  • Mobilität (Fuhrpark, Pendlerverkehr, Dienstreisen)
  • Beschaffung (Lieferantenmanagement, Materialien, Verpackungen)
  • Prozesse (Optimierung, Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft)
  • Kommunikation (Transparenz gegenüber Kunden und Mitarbeitenden)

Umsetzung & Reporting

  • Schrittweise Umsetzung mit klaren Verantwortlichkeiten
  • Optional: ESG-Bericht, Teilnahme an Ratings wie EcoVadis oder CDP
  • Kontinuierliches Monitoring der Fortschritte und Anpassung der Massnahmen

SDGs müssen nicht kompliziert sein – sie bieten KMU echte Chancen

Auf den ersten Blick wirken die SDGs abstrakt und weit weg vom Tagesgeschäft. Richtig übersetzt, sind sie jedoch ein starkes Orientierungs- und Kommunikationswerkzeug für KMU. Sie helfen dabei,

  • Prioritäten zu setzen,
  • Risiken zu reduzieren,
  • Kosten zu senken,
  • Innovationspotenziale zu erkennen und
  • Nachhaltigkeit glaubwürdig zu kommunizieren – gegenüber Kunden, Banken, Mitarbeitenden und der Öffentlichkeit.

Wenn Sie die SDGs auf Ihre Unternehmensrealität herunterbrechen, werden sie vom politischen Schlagwort zum praktischen Steuerungsinstrument. Und genau dabei unterstützen wir Sie – pragmatisch, verständlich und ohne Ideologie.

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